Medizinstudium Ungarn Erfahrungen
Ich möchte folgend auch noch meine persönlichen Eindrücke während des Medizinstudiums in Ungarn schildern. Rückblickend ist mir meine dortige Studienzeit sehr positiv in Erinnerung geblieben. Allerdings wusste ich vor Studienbeginn gar nicht, was mich in Ungarn erwartet. Nach Zusage der Universität Pécs habe ich mir damals ein Flugticket gebucht und bin drei Wochen vor Semesterstart in Budapest gelandet. Zuerst einmal habe ich vor Ort einige Tage in einem Hotel übernachtet, um die wunderschöne Stadt selbst zu erkunden und mir die moderne Semmelweis Universität von innen anzuschauen.
Anschließend bin ich mit dem Zug weiter nach Pécs gefahren. Als ich am Bahnhof in Pécs ankam, fiel mir sogleich auf, welchen Charme auch die Kulturhauptstadt Europas mitten im Grünen hat. Pécs wirkt auf mich wie ein schöner Kurort, andererseits ausgestattet mit einem modernen Stadtkern, großer Shopping-Mall, lauter schönen Bistros und unzähligen internationalen Studenten.
Zum Thema Wohnungssuche lässt sich sagen, dass es deutlich einfacher war, als erwartet, und keineswegs mit der Situation in deutschen Uni-Städten zu vergleichen ist. Viele Vermieter bieten für die internationalen Studenten vollständig möblierte Wohnungen zu akzeptablen Preisen an. Für die Wohnungssuche habe ich, inklusive Einzug, letztlich nur circa eine Woche benötigt und konnte mich von da ab nur noch auf meinen Semesterstart konzentrieren. Aus meiner Sicht besteht die größte Schwierigkeit am Anfang darin, einerseits viel unternehmen zu wollen, um schnell mit anderen Kommilitonen in Kontakt zu treten und neue Freunde zu finden, andererseits ab der ersten Semesterwoche zeitgleich die Inhalte aus dem Unterricht kontinuierlich aufzuarbeiten.
Das Studium beginnt im September eines Jahres mit den Naturwissenschaften (Bio, Chemie, Physik) und den Fächern Anatomie und Histologie (identisch zum Regelstudiengang Humanmedizin in Deutschland). Alle Fachbereiche werden über mehrere Semester sowohl in Seminaren (Kleingruppen) und Vorlesungen (gesamter Jahrgang) unterrichtet. Ein Semester besteht jeweils aus 13 Wochen, anschließend beginnt die sechswöchige Prüfungsphase. In der Regel verbringt man meist den halben Tag in der Uni, im Anschluss lernt man zu Hause, in der Bibliothek oder im Park. Aber, keine Sorge, wenn einem der Spagat in den ersten Wochen gelingt und man die erforderlichen Studieninhalte kontinuierlich aufgearbeitet hat, bleibt während des Semesters abends und am Wochenende immer noch genug Zeit, um mit den neuen Kommilitonen die vielen schönen Restaurants oder sportlichen Angebote in Pécs, Budapest oder Szeged wahrzunehmen.
Meiner Meinung nach kann jeder, wirklich jeder, die Anforderungen des Medizinstudiums schaffen, vorausgesetzt man ist bereit dazu und motiviert, kontinuierlich und strukturiert lernen zu wollen. In den langen Sommerferien sind die meisten Studenten häufig durchgängig in Deutschland oder im Urlaub, diese Zeit beträgt knapp drei Monate. Ein Nachteil eines Studiums an ausländischen Universitäten sind möglicherweise die anfallenden hohen Semestergebühren. Abgesehen davon, habe ich bei meinem Studium in Ungarn aber keine schlechten Erfahrungen gemacht. Im Gegenteil, mittlerweile kenne ich sogar viele Studenten, die sich ganz bewusst für das komplette Studium in Ungarn oder am Campus der Semmelweis Universität in Hamburg entschieden haben. Viele Studenten finden es insgesamt von Vorteil, sich voll auf ihr Medizinstudium konzentrieren zu können, gleichzeitig nach dem Abitur aber auch neue Eindrücke und Erfahrungen im Ausland zur Erweiterung ihres Horizontes zu sammeln.